Exogenic 2022 Juraplatz Biel /Bienne www.juraplatz.ch
​Text: Kate Whitebread 
​Fotos: Enrique Muñoz García




Synopsis

Anouk Sebalds Videoarbeit Exogenic beginnt mit einem Bild, das aus sanften Blau-, Türkis und Violetttönen besteht und kristalline Formen zeigt, die an glitzernde Juwelen erinnern. Während sich unsere Augen an diesem verführerischen Anblick erfreuen, öffnet sich plötzlich ein weiteres Augenpaar auf dem Bildschirm. Diese blauen Augen, die mit dunklem Kajal umrandet sind, schweben frei und ohne Verbindung zueinander; sie vervielfältigen sich und tanzen in einer sorgfältig synchronisierten Choreografie über die Leinwand, blinzeln in die reiche schimmernde Welt, die sie umgibt, und öffnen und schließen sich wie Muscheln in einem Ozean des Luxus. Wenn sich die Augen zu einer Blume vereinen, fallen von oben harte und leuchtende Edelsteine herab, die allmählich den Raum des Bildes ausfüllen und das Farbschema von Blau- und Grüntönen in tiefe Rot-, Rosa- und Orangetöne verwandeln. Die Augen gehen in diesem Rausch der schönen Dinge zunehmend unter - Diamanten vielleicht, aber sie erinnern auch an die Blütenblätter eines Blumenstraußes oder an das Konfetti bei einer Feier. Die Augen auf dem Bildschirm scheinen sich mit Tränen zu füllen (oder ist es nur die Reflexion der schimmernden Kristalle?), bevor sie ganz verschwinden, während der Bildschirm in ein wässriges Grün überblendet wird. 

Exogenic
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Exogenic ist eine abstrakte Videokomposition, die eine Mischung aus Symbolismus und surrealistischen Bildern verwendet, um unsere Beziehung zu den verführerischen Luxuswelten zu thematisieren, die unsere Social Media Feeds füllen. Die Möglichkeiten und Identitäten, die uns durch manipulierte Bilder von idealisierten Lebensstilen auf Instagram und anderen Plattformen präsentiert werden, scheinen immer außer Reichweite zu sein. Das ewige Versprechen eines schönen Lebens, das in dem Video durch das zweideutige Symbol des Diamanten oder der Blume ausgelöst wird, beeinflusst unsere Wahrnehmung von uns selbst und anderen sowie die Art und Weise, wie wir unsere Identitäten in Bezug auf personalisierte Werbung und sozial vermittelten Konsum konstruieren. Während Glitzer, Glamour, Reichtum und Ruhm schon immer Orte der Sehnsucht waren, projizieren digitale Kommunikationsformen diese Sehnsüchte in einen unvorstellbar großen, scheinbar unendlichen Raum.

 Deep Down  I&II 

​Videoinstallation im Inneren de Off- Spaces, Juraplatz in Biel, CH 

Die Videoarbeiten Exogenic und Deep Down I & II von Anouk Sebald * 1971, CH enstanden speziell für den Off-Space Juraplatz, in Biel. Das Video Exogenic, wird direkt auf die Scheiben der ehemaligen, in den 30er Jahren, in der Architektur der Bieler Moderne erbauten und mittlerweile denkmalgeschützten Bushaltestelle, projiziert. Die Projektion verbindet so das Äussere des Public Off-Space mit dem inneren Ausstellungsraum, dem ehemaligen Pissoir der Haltestelle. Im Video Exogenic befasst sich Sebald mit den dringlichen und aktuellen Themen des Konsums in Bezug auf Identitäten und der damit verbundenen Identitätskonstruktionen. Glitzer, Glimmer, Reichtum und Fame bilden einen Sehnsuchtsort, der heutzutage mit den aktuellen Social-Media Plattformen und den immer besseren digitalen Mitteln einen kaum vorstellbaren unendlichen Raum bilden.
Im Inneren befindet sich die Installation Deep Down I & II. Die Installation hüllt den Raum ein und lässt die Besucher*Innen visuell und akustisch in das «Innere» eintauchen.